SPEZIFISCHE PHOBIEN

WAS IST EINE SPEZIFISCHE PHOBIE?

  • Eine Phobie ist eine panische Angst vor einem bestimmten Objekt oder einer konkreten Situation, die durch das Vorhandensein oder die Erwartung dieser ausgelöst wird. Die Vielzahl der Phobien kann in unterschiedliche Typen gegliedert werden: Es wird zwischen Tier-Typ (z.B. Spinnen, Hunde), Naturgewalten-Typ (z.B. Höhen, Stürme), Blut-Spritzen-Verletzungstyp, Situativer Typ (z.B. Fahrstuhl, Flugzeug) und anderen Typen (z.B. Angst zu erbrechen, Angst vor kostümierten Figuren) unterschieden. Betroffene versuchen, Situationen in denen sie den angstbesetzten Reizen ausgesetzt sind, zu vermeiden. Meist entsteht durch spezifische Phobien keine massive Einschränkung der Lebensqualität und Betroffene konsultieren vergleichsweise selten einen Psychotherapeuten. Eine Behandlung erfolgt dann, wenn die Vermeidung von bestimmten Objekten oder Situationen zu erheblichen Konsequenzen führt und dadurch relevante Einschränkungen des Lebens entstehen. Beispiele hierfür sind die Blut- und Verletzungsphobie, die für Betroffene problematisch wird, wenn aufgrund dessen eine notwendige ärztliche Behandlung nicht durchgeführt wird oder Flugangst, die einschränkend wirkt, wenn der Betroffene sowohl privat als auch beruflich nicht mehr mit dem Flugzeug verreisen kann.
  • Etwa 8-10% der Bevölkerung leiden unter einer spezifischen Phobie.
  • WIE WIRD DIE DIAGNOSE „SPEZIFISCHE PHOBIE“ (NACH ICD-10: F40.2) GESTELLT?

    Eines der beiden nachfolgenden Kriterien:

    • Deutliche Furcht vor einem bestimmten Objekt oder einer bestimmten Situation
    • deutliche Vermeidung solcher Objekte oder Situationen.

    Häufige phobische Objekte und Situationen sind: Tiere, Vögel, Insekten, Höhen, Donner, Flüge, kleine geschlossene Räume, Anblick von Blut oder Verletzungen, Injektionen, Zahnarzt- und Krankenhausbesuche.

    Die Diagnose sollte nur durch einen erfahrenen Arzt oder Psychotherapeuten gestellt werden, der Sie beraten und in der Behandlung unterstützen kann. Bitte wenden Sie sich an einen Arzt oder Psychotherapeuten, sofern Sie den Verdacht haben, an einer spezifischen Phobie zu leiden.

    Zur Ergänzung des klinischen Eindrucks wird die Diagnostik durch Fragebögen wie beispielsweise Angsterwartungsfragebogen bei Flugreisen (AES) oder Blood Injection Symptom Scale (BISS) ergänzt.

    WIE ENTSTEHT EINE SPEZIFISCHE PHOBIE?

    • Die Ursachen für das Entstehen einer Phobie sind vielfältig. Gewisse evolutions-biologische Einflüsse können bei der Entstehung eine Rolle spielen: Furcht oder Vorsicht vor gefährlichen Tieren kann entstanden sein, weil sie schon früher eine tatsächliche Bedrohung für Menschen waren (z.B. Spinnen, Schlangen).
    • Sehr häufig sind bei Phobien Erfahrungen in der Kindheit und eine damit verbundene falsche Einschätzung der Gefahr sowie weitere negative Erlebnisse die Entstehungsursache. Meistens liegt der Beginn der spezifischen Phobie vor dem 20. Lebensjahr. Eine unbehandelte spezifische Phobie im Erwachsenenalter bleibt oft hartnäckig bestehen.
    • Erklärungsmodell (nach https://blog.hf.uni-koeln.de/angstambulanz/klaustrophobie-ursachen):

      WIE WIRD EINE SPEZIFISCHE PHOBIE AUFRECHTERHALTEN?

      • Durch Vermeidungsverhalten werden angstbesetzte Situationen umgangen, was kurzfristig zu einer Angstlinderung führt: es hat dafür gesorgt, dass man sich besser fühlt und wird dadurch verstärkt (bei der nächsten angstbesetzen Situation wird wieder eine Konfrontation vermieden). Eine Prüfung, ob man in der Realität eventuell angemessen mit der Situation umgehen kann, erfolgt nicht mehr. Die Angstsymptomatik bleibt bestehen und verfestigt sich über die Zeit.

      WIE ERFOLGT DIE BEHANDLUNG EINER SPEZIFISCHEN PHOBIE?

      In der Regel werden spezifische Phobien mit einer Expositionstherapie behandelt, deren Wirksamkeit wissenschaftlich erwiesen ist. Zusammen mit dem Therapeuten erstellen Patienten eine Angsthierarchie, die die mit Angst besetzten Situationen in eine Reihenfolge ordnet. Diese Situationen werden dann gezielt aufgesucht. Bei einer Spinnenphobie wird der Patient beispielsweise dazu aufgefordert, eine Spinne selbstständig zu entfernen. Auch der Einsatz von Virtual-Reality-Techniken scheint vielversprechende Ergebnisse in der Behandlung von Phobien zu erzielen.

      Ziele der Behandlung:

      • Aufbau von Krankheitsverständnis und einer vertrauensvollen therapeutischen Arbeitsbeziehung
      • Psychoedukation zur Störung und Entwicklung eines individuellen Krankheitsmodells
      • Kognitive Therapie zur Modifikation angstauslösender Gedanken, Erkennen dysfunktionaler Kognitionen, sokratischer Dialog, Spaltentechnik, Reattribution, Selbstverbalisation
      • Erlernen von Entspannungsverfahren (PMR, AT)
      • Exposition mit Reaktionsverhinderung in Rollenspielen, in sensu und in vivo Verhaltensübungen, ggf. systematische Desensibilisierung
      • Rückfallprophylaxe

      LITERATUREMPFEHLUNGEN UND LESETIPPS

      • Callahan: Leben ohne Phobie, VAK-Verlag.
      • Hamm: Spezifische Phobien, Hogrefe.
      • Metzig, Schuster: Prüfungsangst und Lampenfieber, Springer.

Diese Website verwendet Cookies. Indem Sie die Website und ihre Angebote nutzen und weiter navigieren, akzeptieren Sie diese Cookies. Dies können Sie in Ihren Browsereinstellungen ändern. Mehr erfahren

Akzeptieren