DEPRESSION

WAS IST EINE DEPRESSION?

  • Menschen, die unter Depressionen leiden, berichten häufig, dass sie lustlos sind und sich niedergeschlagen fühlen, mehr schlafen (oder auch weniger), nicht mehr aus dem Bett kommen sowie weniger Energie haben. Die Lust an Aktivitäten ist oft vermindert und viele alltägliche Dinge bereiten keine Freude mehr. Betroffene neigen dazu, sich zurückzuziehen und alles „schwarz“ zu sehen.
  • Andere Symptome können auch sein, sich „gehetzt“ und unruhig zu fühlen. Starker Gewichtsverlust oder eine Gewichtszunahme können zusätzlich auftreten.
  • Viele Patienten berichten von häufig auftretenden negativen Gedanken wie Selbstabwertung und unter Umständen Suizidgedanken.

Ein zusammenfassender Überblick der Symptomatik (nach Voderholzer&Hohagen, 2018):

WELCHE ARTEN VON DEPRESSIONEN GIBT ES?

  • Der Schweregrad von Depressionen unterteilt sich in leicht, mittelgradig und schwer. Zusätzlich gibt es unterschiedliche Arten, die sich in ihrem Verlauf unterscheiden.
  • Eine Depression ist eine Phase, die länger als zwei Wochen andauert und in der mehrere der oben genannten Symptome auftreten. Es können auch mehrere depressive Phasen hintereinander auftreten. Hierzu gehört auch die jahreszeitlich gebundene Depression („saisonal abhängige Depression“).
  • Manche Menschen haben über einen längeren Zeitraum Stimmungstiefs, die nicht so stark ausgeprägt sind wie bei einer Depression („Dysthymie“).
  • Bei einer anderen Form wechseln sich depressive Phasen und übertrieben positive Phasen, in denen die Betroffenen das Gefühl haben, alles bewältigen zu können, ab („bipolare Störung“).
  • Tritt die Depression in zeitlichem Zusammenhang mit der Geburt eines Kindes auf spricht man von „postpartaler Depression“.
  • Mehr als 20% der Bevölkerung weisen einmal im Leben eine behandlungsbedürftige Depression auf.

WAS IST EINE ANHALTENDE TRAUERSTÖRUNG?

Die anhaltende Trauerstörung wurde im ICD-10 bisher vorwiegend unter der Depression oder Anpassungsstörung diagnostiziert. Die anhaltende Trauerstörung wird im ICD-11 eine eigenständige Diagnose darstellen.

Nach dem Tod einer nahestehenden Person ist Trauer eine ganz normale Reaktion und gehört zu einem gesunden Trauerprozess dazu. Im Gegensatz dazu spricht man von einer anhaltenden Trauerstörung, wenn es bei den Betroffenen auch sechs oder mehr Monate nach einer Verlusterfahrung zu dauerhaften Beeinträchtigungen kommt.

Hierzu gehören folgende Symptome:

  • Anhaltendes Verlangen/intensive Sehnsucht nach der verstorbenen Person
  • Schwierigkeiten, den Verlust zu akzeptieren
  • Vermeidung von Erinnerungen, die mit dem Tod in Verbindung stehen
  • Gefühle von Verbitterung, Wut, Gefühllosigkeit, Sinnlosigkeit
  • Misstrauen gegenüber anderen Menschen
  • Schwierigkeiten in der Alltagsbewältigung

Die Integration des Verlustes soll durch folgende Therapieziele erreicht werden:

  • Konfrontation in sensu hinsichtlich der schmerzhaftesten Aspekte des Verlustes, Durchführung von Schreibaufgaben und Trauerritualen
  • Abbau von Vermeidungsverhalten
  • Bearbeitung dysfunktionaler Gedanken (z.B. Schuldgefühle)
  • Erlernen von Akzeptanzstrategien

WIE WIRD DIE DIAGNOSE „DEPRESSION“ (NACH ICD-10: F32.-/F33.-) GESTELLT?

  • Die depressive Episode sollte mindestens zwei Wochen dauern.
  • Je nach Schweregrad zwei oder mehr der folgenden Symptome: (1) Depressive Stimmung, in einem für den Betroffenen deutlich ungewöhnlichen Ausmaß, die meiste Zeit des Tages, fast jeden Tag, im wesentlichen unbeeinflusst von den Umständen, (2) Interessen- oder Freudeverlust an Aktivitäten, die normalerweise angenehm waren, (3) verminderter Antrieb oder gesteigerte Ermüdbarkeit.
  • Je nach Schweregrad eines oder mehrere der folgenden Symptome: (1) Verlust des Selbstvertrauens oder des Selbstwertgefühls, (2) unbegründete Selbstvorwürfe oder ausgeprägte, unangemessene Schuldgefühle, (3) wiederkehrende Gedanken an den Tod oder an Suizid, suizidales Verhalten, (4) Klagen über oder Nachweis eines verminderten Denk- oder Konzentrationsvermögens, Unschlüssigkeit oder Unentschlossenheit, (5) psychomotorische Agitiertheit oder Hemmung (subjektiv oder objektiv), (6) Schlafstörungen jeder Art, (7) Appetitverlust oder gesteigerter Appetit mit entsprechender Gewichtsveränderung.
  • Die Diagnose sollte nur durch einen erfahrenen Arzt oder Psychotherapeuten gestellt werden, der Sie beraten und in der Behandlung unterstützen kann. Bitte wenden Sie sich an einen Arzt oder Psychotherapeuten, sofern Sie den Verdacht haben, an einer Depression zu leiden.
  • Zur Ergänzung des klinischen Eindrucks wird die Diagnostik durch Fragebögen wie beispielsweise das Becks Depressions-Inventar (BDI-II), PHQ-9 und HAMD ergänzt.

WIE ENTSTEHT EINE DEPRESSION?

  • Eine Depression entsteht in der Regel aus dem Zusammenwirken mehrerer Faktoren. Es gibt Menschen, die von Natur aus eine erhöhte Verletzlichkeit (Vulnerabilität) aufweisen, dadurch sensibler sind und bei Belastungen schneller erkranken. Auch eine genetische Veranlagung und traumatische Erlebnisse können das Risiko, an einer Depression zu erkranken, erhöhen. Wenn dazu noch die Bewältigungsmöglichkeiten ausgeschöpft sind, können kritische Lebensereignisse, wie z. B. eine Trennung, ein Arbeitsplatzwechsel, Konflikte oder der Verlust einer geliebten Person eine Depression auslösen.
  • Häufig sind negative Bewertungen von Situationen, Ereignissen und eine negative Selbstwahrnehmung sowie erlernte Gedankenmuster mitverantwortlich für das Entstehen einer Depression.

WIE WIRD EINE DEPRESSION AUFRECHTERHALTEN?

  • Menschen, die an einer Depression erkrankt sind, fühlen sich oft hilflos, weil sie das Gefühl haben, ihre Lage nicht kontrollieren zu können. Negative Ereignisse werden häufig so interpretiert, dass die eigene Person „schuld“ ist, dass die Situation nicht verändert werden kann und dass dieses Ereignis für fast alle Lebensbereiche ein „Versagen“ oder eine Niederlage darstellt. Man wertet sich selbst ab und die Situation erscheint hoffnungslos. Die daraus entstehende Passivität und Resignation führen wiederum zu Lustlosigkeit und Inaktivität. Patienten berichten oft, dass sie viel grübeln und somit nicht aktiv ihr Problem lösen, weil sie in Gedankenschleifen „festhängen“.
  • Negative Erfahrungen werden verstärkt wahrgenommen, positive Erfahrungen eher als Ausnahme gewertet. Erlernte Gedanken treten oft automatisch auf, setzen den negativen Bewertungsprozess in Gang und verstärken jedes Mal die depressive Symptomatik, wodurch eine Abwärtsspirale entsteht.

WIE ERFOLGT DIE BEHANDLUNG EINER DEPRESSION?

Eine Depression ist mit Hilfe von verschiedenen Behandlungsmöglichkeiten gut therapierbar. Die Wirksamkeit von Psychotherapie ist wissenschaftlich bestätigt.

In der Verhaltenstherapie gibt es z.B. die kognitive Therapie, in der es um die Bearbeitung von ungünstigen Gedankenmustern und einem Hinterfragen von automatisch auftretenden Gedanken geht.

Ziele der Behandlung:

  • Aufbau von Krankheitsverständnis und einer vertrauensvollen therapeutischen Arbeitsbeziehung
  • Psychoedukation zur Störung und Entwicklung eines individuellen Krankheitsmodells
  • Aufbau positiver Aktivitäten: Wochenplan, Alltagstrukturierung, Reaktivierung von Ressourcen, Entwicklung von Genussfähigkeit
  • Problemlösetraining: Entwicklung und Stärkung von Fertigkeiten und Copingstrategien, Aufbau von Stressmanagementfähigkeiten
  • Kognitive Therapie: Erkennen negativer automatisierter Gedanken und gedankliche Umstrukturierung, Realitätstesten, Bearbeitung dysfunktionaler Verhaltensweisen
  • Förderung der Sozialkompetenz und Selbstsicherheit
  • Rückfallprophylaxe: Erkennen von Frühwarnsymptomen, Umgang mit Krisen, Entwicklung eines Notfallplans

LITERATUREMPFEHLUNGEN UND LESETIPPS

  • Görlitz: Selbsthilfe bei Depressionen, Klett-Cotta
  • Haig: Ziemlich gute Gründe am Leben zu bleiben, DTV
  • Hautzinger: Ratgeber Depression, Hogrefe.
  • Johnstone: Mit dem schwarzen Hund leben, Kunstmann
  • Löffler, Wagner: Männer weinen nicht – Depression bei Männern, Goldmann
  • McCullough: Mein Weg aus der Depression, CIP-Medien
  • Rosner: Anhaltende Trauerstörung
  • Sachse: Wie ruiniere ich mein Leben – und zwar systematisch!

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