BORDERLINE

WAS IST EINE PERSÖNLICHKEITSSTÖRUNG ALLGEMEIN?

  • Menschen, die unter einer Persönlichkeitsstörung leiden, berichten von persönlich empfundenen Einschränkungen, das eigene Leben flexibel zu gestalten und sich an ungewohnte oder neue Situationen anzupassen, was häufig zu gravierenden subjektiven Beschwerden führt.
  • Insbesondere in sozialen Beziehungen fühlen sich Menschen mit einer Persönlichkeitsstörung häufig missverstanden und leiden unter Konflikten im privaten sowie beruflichen Umfeld. Meist wird eine starke Einschränkung des alltäglichen Lebens aufgrund der auftretenden Symptomatik berichtet, wodurch ein hoher Leidensdruck bei den Betroffenen entsteht. Wir gehen hier vor allem von Störungen in den Interaktionen und Beziehungen aus. Oft hat dies mit fehlendem Vertrauen in andere oder in die eigene Person zu tun. Auch emotionale Verletzlichkeit oder Kränkungen spielen häufig eine Rolle.

WAS IST EINE BORDERLINE-PERSÖNLICHKEITSSTÖRUNG?

  • Eine Borderline-Persönlichkeitsstörung ist insbesondere durch eine emotionale Instabilität und Impulsivität geprägt, die zu starken Gefühlen von Ärger und Wut, aber auch zu tiefer Unsicherheit oder Angst führen kann. Im Allgemeinen berichten Betroffene von einem rapiden Wechsel von sich teilweise widersprechenden Gefühlen sowie einem chronischen Gefühl der Leere.
  • Menschen, die an einer Borderline-Persönlichkeitsstörung leiden, berichten häufig von der Angst verlassen zu werden und dem Wunsch nach intensiven zwischenmenschlichen Beziehungen. Dabei kommt es in der Folge häufig zu einem Wechsel zwischen der Abwertung bzw. Idealisierung von Bezugspersonen.
  • Durch Unsicherheiten bezüglich der eigenen Identität, Beziehungsprobleme und Gefühlsschwankungen kommt es zu Schwierigkeiten in der Aufrechterhaltung von stabilen Beziehungen und einem geregelten Alltagsleben, was für die Betroffenen sehr belastend ist.
  • Es handelt sich also um eine Störung der Emotionsregulation, die auf zwei Faktoren zurückgeführt werden kann: eine bestehende oder erworbene erhöhte emotionale Verletzbarkeit bei gleichzeitiger Unfähigkeit zur Modulation/Kontrolle der eigenen Emotionen.
  • Ca. 1,5% der Bevölkerung leiden unter einer Borderlinestörung.

WIE WIRD DIE DIAGNOSE „EMOTIONAL INSTABILE PERSÖNLICHKEITSSTÖRUNG“ (NACH ICD-10: F60.3) GESTELLT?

Die allgemeinen Kriterien für eine Persönlichkeitsstörung müssen erfüllt sein. Diese sind:

  • Die charakteristischen und dauerhaften inneren Erfahrungs- und Verhaltensmuster der Betroffenen weichen insgesamt deutlich von kulturell erwarteten und akzeptierten Vorgaben („Normen“) ab. Auffälligkeiten äußern sich in mir als einem der folgenden Bereiche: (1) Kognition (d.h. Wahrnehmung und Interpretation von Dingen, Menschen und Ereignissen; Einstellungen und Vorstellungen von sich und anderen); (2) Affektivität (Variationsbreite, Intensität und Angemessenheit der emotionalen Ansprechbarkeit und Reaktion); (3) Impulskontrolle und Bedürfnisbefriedigung; (4) zwischenmenschliche Beziehungen und die Art des Umgangs mit ihnen.
  • Die Abweichung ist so ausgeprägt, dass das daraus resultierende Verhalten in vielen persönlichen und sozialen Situationen unflexibel, unangepasst oder auch auf andere Weise unzweckmäßig ist (nicht begrenzt auf einen speziellen auslösenden Stimulus oder eine bestimmte Situation).
  • Persönlicher Leidensdruck, nachteiliger Einfluss auf die soziale Umwelt oder beides sind dem beschriebenen Verhalten zuzuschreiben.
  • Nachweis, dass die Abweichung stabil, von langer Dauer ist und im späten Kindesalter oder der Adoleszenz begonnen hat.

Bei der emotional-instabilen Persönlichkeitsstörung werden zwei Formen unterschieden:

Impulsiver Typus (F60.30):

  • Mindestens drei der folgenden Eigenschaften oder Verhaltensweisen müssen vorliegen, darunter Item 2: (1) Deutliche Tendenz unerwartet und ohne Berücksichtigung der Konsequenzen zu handeln; (2) Deutliche Tendenz zu Streitereien und Konflikten mit anderen, vor allem dann, wenn impulsive Handlungen unterbunden oder getadelt werden; (3) Neigung zu Ausbrüchen von Wut oder Gewalt mit Unfähigkeit zur Kontrolle explosiven Verhaltens; (4) Schwierigkeiten in der Beibehaltung von Handlungen, die nicht unmittelbar belohnt werden; (5) Unbeständige und unberechenbare Stimmung.

Borderline Typus (F60.31):

  • Mindestens drei der beim impulsiven Typus erwähnten Kriterien müssen vorliegen und zusätzlich mindestens zwei der folgenden Eigenschaften und Verhaltensweisen: (1) Störungen und Unsicherheit bezüglich Selbstbild, Zielen und „inneren Präferenzen“ (einschließlich sexuelle); (2) Neigung, sich auf intensive, aber instabile Beziehungen einzulassen, oft mit der Folge von emotionalen Krisen; (3) Übertriebene Bemühungen, das Verlassenwerden zu vermeiden; (4) Wiederholt Drohungen oder Handlungen mit Selbstbeschädigung; (5) Anhaltende Gefühle von Leere.
  • Die Diagnose sollte nur durch einen erfahrenen Arzt oder Psychotherapeuten gestellt werden, der Sie beraten und in der Behandlung unterstützen kann. Bitte wenden Sie sich an einen Arzt oder Psychotherapeuten, sofern Sie den Verdacht haben, an einer Persönlichkeitsstörung zu leiden.
  • Zur Ergänzung des klinischen Eindrucks wird die Diagnostik durch Fragebögen wie beispielsweise SKID-II, BPI oder IPDE ergänzt.

WIE ENTSTEHT EINE BORDERLINESTÖRUNG?

  • Die Ursachen für das Entstehen einer Borderline Persönlichkeitsstörung sind vielfältig und können durch genetische, biologische und psychosoziale Faktoren bedingt werden.
  • Insbesondere psychosoziale Faktoren wie Gewalterfahrungen oder Vernachlässigung in der Kindheit werden häufig mit dem Auftreten der Erkrankung in Verbindung gebracht. Diese Faktoren führen dazu, dass die Welt für die Betroffenen häufig als unberechenbar und schwer einschätzbar wahrgenommen wird.

WIE WIRD EINE BORDERLINESTÖRUNG AUFRECHTERHALTEN?

Modell nach Bohus et al., 2013:

WIE ERFOLGT DIE BEHANDLUNG EINER BORDERLINESTÖRUNG?

  • Persönlichkeitsstörungen sind mit Hilfe von verschiedenen Behandlungsmöglichkeiten gut therapierbar, was zu einer Verminderung des Leidensdrucks bei Betroffenen führt.
  • Die eigene Persönlichkeitsentwicklung wird als kontinuierlicher Prozess betrachtet, wodurch die gezielte Intervention zu einer positiven Veränderung führen kann.
  • Die Wirksamkeit von Psychotherapie im Bereich von Borderlinestörungen, so z.B. die Dialektisch Behaviorale Therapie (DBT, Linehan) ist wissenschaftlich bestätigt.

Im Fokus der Dialektisch Behavioralen Therapie stehen zwei wichtige Teilbereiche:

  • In einem ersten Schritt soll dem Borderline-Patienten vermittelt werden, „die extreme Emotionalität zu verändern und fehlangepasste stimmungsabhängige Verhaltensweisen zu reduzieren“ (Linehan, 1996). Hierfür werden spezielle Fähigkeiten („Skills“) vermittelt und erarbeitet: Achtsamkeit, Stresstoleranz, Umgang mit Gefühlen und zwischenmenschliche Fähigkeiten.
  • In einem zweiten Schritt soll dann vermittelt werden „den eigenen Gefühlen, Gedanken und Aktivitäten ihre Berechtigung zuzugestehen und ihnen zu vertrauen“ (Linehan,1996)

LITERATUREMPFEHLUNGEN UND LESETIPPS

  • Behary: Der „Feind“ an Ihrer Seite, Junfermann Verlag
  • Bohus & Reicherzer: Ratgeber Borderline-Störung. Informationen für Betroffene und Angehörige, Hogrefe.
  • Oldham, Morris: Ihr Persönlichkeits-Portrait. Warum Sie genau so denken, lieben, und sich verhalten, wie Sie es tun, Klotz
  • Sendera & Sendera: Skills Training bei Borderline und Posttraumatischer Belastungstörung, Springer.
  • Sendera: Ratgeber Borderline-Syndrom, CIP-Medien
  • Stahl: Das Kind in dir muss Heimat finden, Kailash Verlag

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