LEBENSKRISE

WAS IST EINE ANPASSUNGSSTÖRUNG?

Auf psychisch belastende Situationen mit Trauer, Ärger, Betroffenheit oder Hilflosigkeit zu reagieren, ist vollkommen normal. Wenn sich diese Gefühle jedoch auf mehrere Lebensbereiche ausweiten, sind dies möglicherweise Anzeichen für eine Anpassungsstörung.

Wie genau sich diese im Einzelfall äußert, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Entscheidend für Verlauf und Schwere der Symptomatik sind Art und Dauer des belastenden Ereignisses, die individuelle Widerstandsfähigkeit (Resilienz), biographische Vorerfahrungen sowie das Ausmaß an sozialer Unterstützung.

Typische Symptome einer Anpassungsstörung:

  • Übermäßiges Grübeln, wiederkehrende und belastende Gedanken oder anhaltende Sorgen
  • Verlust von Interesse am Sozialleben, Beziehungen, Arbeit und Freizeitaktivitäten
  • Konzentrations- und Schlafprobleme
  • Angst, Depressivität, somatoforme Symptome
  • Vermeidung von sozialen Situationen oder Rückzug

WIE WIRD DIE DIAGNOSE „ANPASSUNGSSTÖRUNG“ (NACH ICD-10: F43.2) GESTELLT?

  • Identifizierbare psychosoziale Belastung
  • Beginn der Symptome innerhalb eines Monats, Dauer i.d.R. bis 6 Monate nach Ende der Belastung
  • Diverse affektive, Angst-, somatoforme und/oder weitere Belastungssymptome

WAS SIND URSACHEN FÜR LEBENSKRISEN?

  • Der Auslöser ist immer eine psychisch belastende Situation. Stressoren können einmalig und unerwartet auftreten (z.B. Unfall, Überfall) oder langanhaltend und wiederkehrend sein (z.B. Partnerschaftskonflikte, Probleme am Arbeitsplatz).
  • Typische Auslösesituationen sind meist Trennungen, körperliche Erkrankung, Arbeitslosigkeit, Mobbing oder der Verlust/Tod von nahestehenden Menschen. Allerdings können auch Stressoren eine Anpassungsstörung auslösen, die nicht zwingend als negativ eingeordnet werden (z.B. Geburt eines Kindes, Umzug, Pensionierung).
  • Die Symptome einer Anpassungsstörung zeigen sich typischerweise innerhalb eines Monats nach dem Auftreten der Belastung und bilden sich in der Regel innerhalb von 6 Monaten zurück. Wenn die Auslöser jedoch weiterbestehen, kann eine chronische Anpassungsstörung auftreten.
  • Die Bewältigung kann einerseits durch Copingmechanismen erfolgen, die zu einer Veränderung der belastenden Situation führen, andererseits kann es auch nötig sein, nicht beeinflussbare Umstände akzeptieren zu lernen.

WIE ERFOLGT DIE BEHANDLUNG EINER ANPASSUNGSSTÖRUNG?

  • Eine Anpassungsstörung ist mit Hilfe von verschiedenen Behandlungsmöglichkeiten gut therapierbar. Die Wirksamkeit von Psychotherapie ist wissenschaftlich bestätigt.
  • In der Verhaltenstherapie gibt es z.B. die kognitive Therapie, in der es um die Bearbeitung von ungünstigen Gedankenmustern und einem Hinterfragen von automatisch auftretenden Gedanken geht. Die Bewertung und Interpretation von bestimmten Situationen und Reizen, die zur Aufrechterhaltung der jeweiligen Symptomatik beitragen, wird hierbei verändert.

Ziele der Behandlung

  • Aufbau von Krankheitsverständnis und einer vertrauensvollen therapeutischen Arbeitsbeziehung
  • Psychoedukation zur Störung und Entwicklung eines individuellen Krankheitsmodells
  • Aufbau von Verhaltensweisen und Strategien zur Bewältigung/Veränderung bzw. Akzeptanz der Situation
  • Verbesserung der kommunikativen und sozialen Kompetenz
  • Veränderung negativer Gedanken und Einstellungen
  • Problemlösetraining
  • Aktivieren und Erweitern von Bewältigungsstrategien
  • Einbindung des sozialen Umfelds (Familie, Freunde, Partner)

LITERATUREMPFEHLUNGEN UND LESETIPPS

  • Hubert, Bengel: Der Umgang mit belastenden Lebensereignissen (Hogrefe)
  • Stächele, Heinrichs, Domes: Ratgeber Stress und Stressbewältigung (Hogrefe)

Diese Website verwendet Cookies. Indem Sie die Website und ihre Angebote nutzen und weiter navigieren, akzeptieren Sie diese Cookies. Dies können Sie in Ihren Browsereinstellungen ändern. Mehr erfahren

Akzeptieren