PANIKSTÖRUNG

WAS IST EINE PANIKSTÖRUNG?

  • Menschen, die unter einer Panikstörung leiden, berichten von wiederholten, unerwarteten und nicht mit einer bestimmten Situation oder einem bestimmten Objekt verbundenen Panikattacken.
  • Im Rahmen der Panikattacke erleben die Betroffenen intensive Angstzustände (Angst zu sterben oder die Kontrolle zu verlieren), die von intensiven körperlichen Reaktionen wie Schwindel, Herzrasen, Übelkeit, Taubheitsgefühlen, Hitzewallungen / Kälteschauer und Atemnot begleitet werden.
  • Meist wird eine starke Einschränkung im Leben berichtet, da das unvorhersehbare Auftreten der Panikattacken zu Sicherheits- und Vermeidungstendenzen und damit einhergehenden Einschränkungen im beruflichen und privaten Alltag führen kann.
  • Etwa 3-5 % der Bevölkerung erleiden im Laufe ihres Lebens eine Panikstörung, wobei ca. 9 % der Gesamtbevölkerung mindestens einmal im Leben eine Panikattacke erfahren haben, Frauen sind dabei doppelt so häufig betroffen wie Männer

WIE WIRD DIE DIAGNOSE „PANIKSTÖRUNG“ (NACH ICD-10: F41.0) GESTELLT?

  • Wiederholte Panikattacken, die nicht auf eine spezifische Situation oder ein spezifisches Objekt bezogen sind und oft spontan auftreten (d.h. die Attacken sind nicht vorhersagbar). Die Panikattacken sind nicht verbunden mit besonderer Anstrengung, gefährlichen oder lebensbedrohlichen Situationen.
  • Eine Panikattacke hat alle folgenden Charakteristika: (a) Es ist eine einzelne Episode von intensiver Angst oder Unbehagen, (b) Sie beginnt abrupt, (c) Sie erreicht innerhalb weniger Minuten ein Maximum und dauert mindestens einige Minuten, (d) Mindestens vier Symptome der nachfolgenden Liste müssen vorliegen:
  • Vegetative Symptome: (1) Palpitationen, Herzklopfen oder erhöhte Herzfrequenz, (2) Schweißausbrüche, (3) fein- oder grobschlächtiger Tremor, (4) Mundtrockenheit (nicht infolge Medikation oder Exsikkose)
  • Symptome, die Thorax und Abdomen betreffen: (5) Atembeschwerden, (6) Beklemmungsgefühl, (7) Thoraxschmerzen und –mißempfindungen, (8) Nausea oder abdominelle Missempfindungen (z.B. Unruhegefühl im Magen)
  • Psychische Symptome: (9) Gefühl von Schwindel, Unsicherheit, Schwäche oder Benommenheit, (10) Gefühl, die Objekte sind unwirklich (Derealisation) oder man selbst ist weit entfernt oder „nicht wirklich hier“ (Depersonalisation), (11) Angst vor Kontrollverlust, verrückt zu werden oder „auszuflippen“, (12) Angst zu sterben
  • Allgemeine Symptome: (13) Hitzegefühle oder Kälteschauer, (14) Gefühllosigkeit oder Kribbelgefühle.
  • Die Diagnose sollte nur durch einen erfahrenen Arzt oder Psychotherapeuten gestellt werden, der Sie beraten und in der Behandlung unterstützen kann. Bitte wenden Sie sich an einen Arzt oder Psychotherapeuten, sofern Sie den Verdacht haben, an einer Panikstörung zu leiden.

WIE ENTSTEHT EINE PANIKSTÖRUNG?

Modell (nach Schneider&Margraf, 2017):

  • Eine Panikattacke beginnt meist mit einem Teufelskreis aus körperlichen, emotional-affektiven und Wahrnehmungsvorgängen, die sich wechselseitig aufschaukeln. Panikpatienten achten meist verstärkt auf physiologische Abläufe und Symptome des Körpers: dadurch wird die Angst verstärkt und es folgt eine Angstreaktion in Form von weiteren, körperlichen Symptomen, wie beispielweise Herzklopfen oder Atemnot. Dieser Teufelskreis wird durch eine erhöhte Aufmerksamkeit auf körperliche Symptome und der Angst vor weiteren Panikattacken erneut verstärkt; dadurch können weitere Panikattacken entstehen.
  • Die Ursachen für das Entstehen einer Panikstörung sind vielfältig. Eine biologische (genetisch vermittelte) und psychologische Vulnerabilität (frühere Erfahrungen mit unvorhersehbaren und unkontrollierbaren Ereignissen) können Gründe dafür sein, dass es zur Erkrankung kommt. Insbesondere physiologische Vorgänge können unterschiedliche aktuelle Auslöser haben (körperliche Anstrengung, Kaffee-/Koffeinkonsum, Hitze etc.).

WIE WIRD EINE PANIKSTÖRUNG AUFRECHTERHALTEN?

Modell (nach Schneider&Margraf, 2017):

WIE ERFOLGT DIE BEHANDLUNG EINER PANIKSTÖRUNG?

  • Eine Panikstörung ist mit Hilfe von verschiedenen Behandlungsmöglichkeiten gut therapierbar. Die Wirksamkeit von Psychotherapie ist wissenschaftlich bestätigt.
  • In der Verhaltenstherapie gibt es z.B. die kognitive Therapie, in der es um die Bearbeitung von ungünstigen Gedankenmustern, Fehlinterpretation der körperlichen Symptome und einem Hinterfragen von automatisch auftretenden Gedanken geht (z.B. Wahrnehmung körpereigener Vorgänge als Warnzeichen, Steigerung der Angst bei körpereigenen physiologischen Vorgängen). Die Bewertung und Interpretation von bestimmten Situationen und Reizen, die zur Aufrechterhaltung der jeweiligen Symptomatik beitragen, wird hierbei verändert und im Rahmen der Psychoedukation hinterfragt.
  • Zudem können Verhaltensexperimente/Expositionsverfahren in sensu und in vivo (Konfrontationstherapie mit Reaktionsmanagement) eingesetzt werden. Hierbei geht es um das Durchbrechen des Vermeidungsverhaltens welches zentral für die Aufrechterhaltung der Ängste ist. Im Rahmen dessen soll eine Akzeptanz und Toleranz für die Symptome entwickelt und die vegetativen Symptome schließlich als „normale Reaktion“ auf Angst auslösende Situationen eingeordnet werden.
  • Zusätzlich können mithilfe von Entspannungstechniken und Atemübungen Angstsymptome reduziert und einer Hyperventilation vorgebeugt werden; dadurch wird der Umgang mit den körperlichen Symptomen verbessert und die Angst vor weiteren Panikattacken vermindert.

Ziele der Behandlung

  • Aufbau von Krankheitsverständnis und einer vertrauensvollen therapeutischen Arbeitsbeziehung
  • Psychoedukation zur Störung und Entwicklung eines individuellen Krankheitsmodells
  • Kognitive Therapie zur Modifikation angstauslösender Gedanken, Erkennen dysfunktionaler Kognitionen, sokratischer Dialog, Spaltentechnik, Reattribution, Selbstverbalisationsstrategien
  • Erlernen von Entspannungsverfahren (PMR, AT)
  • Exposition mit Reaktionsverhinderung in Verhaltensexperimenten, in sensu und in vivo Verhaltensübungen
  • Rückfallprophylaxe

LITERATUREMPFEHLUNGEN UND LESETIPPS

  • Heinrichs: Ratgeber Panikstörung und Agoraphobie, Hogrefe Verlag.
  • Schneider & Margraf: Agoraphobie und Panikstörung, Hogrefe Verlag.

Diese Website verwendet Cookies. Indem Sie die Website und ihre Angebote nutzen und weiter navigieren, akzeptieren Sie diese Cookies. Dies können Sie in Ihren Browsereinstellungen ändern. Mehr erfahren

Akzeptieren